Die Governance der Arbeit im deutschen Hochschulsystem hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Mithilfe von Expert:inneninterviews an 30 ausgewählten Hochschulen wurden in der hier vorgestellten Studie qualitative Befunde zur Anwendung der Neuregelungen und den dadurch eintretenden intendierten und nicht intendierten Effekten gewonnen. Die empirischen Ergebnisse machen deutlich, dass eine Fokussierung der Debatte um "Gute Arbeit in der Wissenschaft" auf das Wissenschaftszeitvertragsgesetz deutlich zu kurz greift, da flankierende Neuregulierungen auf zahlreichen Ebenden zu finden sind. Des Weiteren zeigen sich erhebliche Diskrepanzen in der Rechtsanwendung zwischen den Hochschulen. Ferner deuten sich in Bezug auf die intendierten Wirkungen insgesamt sehr ernüchternde Befunde an, während viele Befragte zahlreiche nicht intendierte, eher negative Folgen sehen. Die Diskussion von Handlungsempfehlungen macht deutlich, dass die Befragten zwar viele potenzielle Reformansätze nennen, diese sich jedoch teilweise klar widersprechen. Vor dem Hintergrund der Gesamtergebnisse erscheint die strukturelle Aufstellung des Wissenschaftssystems in Deutschland in Verbindung mit der dahinterliegenden Finanzierung ssystematik ungeeignet. Kriterien der Guten Arbeit in Verbindung mit der notwendigen Flexiblität in der Forschung gleichzeitig gewährleisten zu können. Somit wären grundlegende strukturelle Reformen notwendig, um die Zielstellungen zu erreichen.
Böhme, René (2022): Wandel der Governance der Arbeit an Hochschulen: Neuere Entwicklungstrends und ihre Folgen, Arbeitnehmerkammer Bremen (Hg.), Reihe Arbeit und Wirtschaft in Bremen 37/2022, Download PDF