Veranstaltungsort
online-Veranstaltung

Bremen
Uhrzeit
16:00 - 18:00 Uhr
Referent/in
Veranstaltungsreihe
iaw-Colloquium

Folien zum Vortrag von Dr. Guido Becke

Einfacharbeit als komplexe Tätigkeitsstruktur in sozialen Dienstleistungen am Beispiel der Hauswirtschaft

Hauswirtschaftliche Tätigkeiten im Bereich der ambulanten sozialen Dienstleistungen zielen darauf ab, insbesondere pflegebedürftige Menschen in ihrer privaten Häuslichkeit und bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen. Vor dem Hintergrund des BMBF-geförderten Verbundprojektes FlexiGesA wird verdeutlicht, dass diese sogenannte einfache Dienstleistungsarbeit eine durchaus komplexe Tätigkeitsstruktur aufweist. Diese ergibt sich aus der Tätigkeitsvielfalt und den relativ hohen Anforderungen an Interaktionsarbeit mit den pflegebedürftigen Klient:innen bzw. deren An- und Zugehörigen. Damit verbunden sind auf der einen Seite gesundheitliche Ressourcen, wie Autonomiespielräume, auf der anderen Seite Arbeitsbelastungen, etwa aufgrund der Interaktionsarbeit und oft unzureichender Anerkennung dieser Erwerbstätigengruppe. Im Rahmen der Veranstaltung soll gezeigt werden, welchen Beitrag insbesondere Unternehmen leisten können, um ambulante hauswirtschaftliche Tätigkeiten gesundheitsfördernd zu gestalten.

 

iaw Colloquiumsreihe: Einfacharbeit in Dienstleistungen: Entwicklungen – Herausforderungen – Gestaltungsansätze

Einfacharbeit – verstanden als Tätigkeit ohne formale Qualifikationsanforderung – wird seit vielen Jahren in ihren Erscheinungsformen, Bedingungen und Perspektiven analysiert. Die Forschung hat sich allerdings lange Zeit auf Einfacharbeit in der Industrie konzentriert. Einfacharbeit in Dienstleistungsbranchen rückt erst seit kurzem stärker in den Fokus. Dabei besitzt Einfacharbeit hier einerseits in verschiedenen Sektoren eine wichtige, infolge des zunehmenden Fachkräftemangels zum Teil sogar wachsende Bedeutung (insbesondere in den sozialen Dienstleistungen). Auf der anderen Seite wird Einfacharbeit aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Arbeit in manchen Sektoren oft auch als ‚Auslaufmodell‘ bezeichnet, weil sie als leicht durch digitalisierte Prozesse substituierbar gilt. Im einen wie im anderen Fall stellen sich für Einfacharbeitende Herausforderungen an die Entwicklung ihrer Arbeitskraft: Entweder weil zunehmend Tätigkeitsanteile auf sie zukommen, die zuvor von Fachkräften übernommen wurden – oder weil die digitalisierte Arbeit eine Entwicklung ihrer Kompetenzen oder Qualifikationen erfordert, wenn sie in ihrem alten oder einem neuen Tätigkeitsbereich weiter beschäftigt sein wollen.  

Ein Blick auf die Kennzeichen von Einfacharbeit offenbart zudem schnell, dass der Begriff ‚einfach‘ nur eine qualifikationsbezogene Einstellungsvoraussetzung umreißt, keineswegs jedoch die Ansprüche, die sich an Beschäftigte in ihrer Tätigkeit richten. Hier zeigen sich oft hohe Kompetenzanforderungen (etwa in der Interaktion mit Patient:innen, Kund:innen oder im Team), hohe physische und psychische Belastungsniveaus aufgrund von Arbeitsverdichtung oder überfordernden Tätigkeitsbestandteilen. 

 

Weitere Termine:

24. Januar 2023 // Round Table: Herausforderungen und Gestaltungsansätze von Einfacharbeit in Dienstleistungen // Hybrid Veranstaltung im Kultursaal der Arbeitnehmerkammer Bremen 
 
21. Februar 2023 // Andreas Friemer und Günter Warsewa (iaw Bremen): 
Zur Aufwertung systemrelevanter Berufsgruppen in Einfacharbeit durch die Corona-Pandemie