Schwere Arbeitsausbeutung im Land Bremen. Eine explorative Untersuchung des Dunkelfelds am „unteren Rand“ des Bremischen Arbeitsmarkts
Im Projekt wird versucht, das Dunkelfeld der schweren Arbeitsausbeutung explorativ zu analysieren. Hierfür ist ein im Schwerpunkt qualitatives Forschungsdesign mit dem Fokus auf Bremen vorgesehen. Im Zentrum stehen dabei Expert:inneninterviews und Interviews mit Personen, die von Formen schwerer Arbeitsausbeutung betroffen sind bzw. waren. Ergänzend sind flankierende Datenanalysen mithilfe der PKS und eine Auswertung der Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit geplant.Laufzeit:01. September 2021 - 31. Oktober 2022
Forschungsteam:Dr. René Böhme (Projektleitung)
Im Projekt wird versucht, das Dunkelfeld der schweren Arbeitsausbeutung explorativ zu analysieren. Hierfür ist ein im Schwerpunkt qualitatives Forschungsdesign mit dem Fokus auf Bremen vorgesehen. Im Zentrum stehen dabei Expert:inneninterviews und Interviews mit Personen, die von Formen schwerer Arbeitsausbeutung betroffen sind bzw. waren. Ergänzend sind flankierende Datenanalysen mithilfe der PKS und eine Auswertung der Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit geplant.Laufzeit:01. September 2021 - 31. Oktober 2022
Forschungsteam:Dr. René Böhme (Projektleitung)
Zur Darstellung und Charakterisierung von Arbeitsmärkten wird in der sozialwissenschaftlichen Analyse oftmals Bezug auf sogenannte Segmentationstheorien genommen. Mithilfe dieses analytischen Zugangs lässt sich ein „unterer Rand“ des Arbeitsmarkts – der im Rahmen des hier beantragten Vorhabens in den Mittelpunkt gestellt werden soll – als ein unstrukturiertes sekundäres Arbeitsmarktsegment begreifen. Zur Charakterisierung zahlreicher Beschäftigungsverhältnisse in diesem Segment des Arbeitsmarkts hat ab Mitte der 2000er Jahre der Begriff der prekären Arbeit Einzug gehalten. In der Folge hat sich hierzu eine breite Literatur- und Datenlage entwickelt. In den 2010er Jahren ist in die Debatte um den „unteren Rand“ des Arbeitsmarkts der Begriff der (schweren) Arbeitsausbeutung hinzugekommen. Der Begriff definiert sich vor allem über das Ausmaß der wirtschaftlichen Ausbeutung und ist seit 2016 auch Bestandteil des Strafgesetzbuchs. Eine Arbeitsausbeutung liegt unter Bezug auf § 232 StGB dann vor, wenn die Beschäftigung aus rücksichtslosem Gewinnstreben zu Arbeitsbedingungen erfolgt, die in einem auffälligen Missverhältnis zu den Arbeitsbedingungen solcher Arbeitnehmer/-innen stehen, welche der gleichen oder einer vergleichbaren Beschäftigung nachgehen. Dabei bedarf es einer Gesamtbetrachtung sämtlicher Aspekte des Beschäftigungsverhältnisses (z. B. Lohn, wöchentliche und tägliche Arbeitszeit, Ruhe- und Pausenzeiten, freie Tage, Urlaubsansprüche, Arbeitsschutz, Wohn- und Lebensbedingungen). In allen neueren Veröffentlichungen zum Thema der schweren Arbeitsausbeutung wird auf die besondere Rolle von Zugewanderten hingewiesen. Das betrifft sowohl EU-Zuwanderer:innen (u. a. mobile Beschäftigte) als auch Geflüchtete und Personen ohne Aufenthaltsstatus. Ferner attestieren bestehende Studien einzelnen Branchen (z. B. Baugewerbe, Gastronomie-/Hotelbereich, Landwirtschaft, Pflege, haushaltsnahe Dienstleistungen, Fleischindustrie, Spedition/Lagerei) eine überdurchschnittliche Verbreitung von schwerer Arbeitsausbeutung. Im Gegensatz zur atypischen oder prekären Arbeit ist eine datengestützte Annäherung an den Tatbestand der schweren Arbeitsausbeutung jedoch nahezu unmöglich. In der Literatur wird daher ein hohes Dunkelfeld extrem ausbeuterischer Beschäftigungsverhältnisse vermutet.
Für das hier beantragte Projekt wird vorgeschlagen, den Blickwinkel vom Hellfeld der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in internen, berufsfachlichen Arbeitsmärkten auf das Dunkelfeld der schweren Arbeitsausbeutung und damit in Verbindung stehenden prekären Lebensbedingungen als Phänomene am „unteren Rand“ des Arbeitsmarkts zu verlagern. Hierfür ist ein im Schwerpunkt qualitatives Forschungsdesign mit dem Fokus auf das Land Bremen vorgesehen. Im Zentrum des Projekts stehen dabei zum einen Experteninterviews, um eine qualitative Lageeinschätzung zum Dunkelfeld der schweren Arbeitsausbeutung im Land Bremen erhalten zu können. Zum anderen sollen Interviews mit Personen stattfinden, die von Formen schwerer Arbeitsausbeutung betroffen sind bzw. waren. Diese Interviews sollen einerseits portraitartig aufbereitet und andererseits mithilfe der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden. Ergänzend sind flankierende Datenanalysen mit-hilfe der Polizeilichen Kriminalstatistik und eine Auswertung der Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit zu den Themen Mobile Beschäftigte und Geflüchtete am Bremischen Arbeitsmarkt geplant. Die quantitativen und qualitativen Ergebnisse werden abschließend in einem Abschlussbericht gebündelt.
Laufzeit:01. September 2021 - 31. Oktober 2022
Forschungsteam:Dr. René Böhme (Projektleitung)
Projekttyp:Projekt der Arbeitnehmerkammer Bremen